Ach, Entwickler … was haben sie sich da wieder bei gedacht? Seit letztem Jahr erst als Gerücht, dann als bittere Wahrheit geistert der neue Editor Gutenberg durch die Gemeinde. Anstelle des altgewohnten Texteditors zum Eingeben von Text wurde zwangsweise ein neuer Editor eingeführt, der ein völlig neues Konzept zur Texteingabe verfolgt.

Entwickler sind die heimlichen Diktatoren der digitalen Neuzeit

Jedes Textelement wird jetzt in einen sogenannten „Block“ gepackt. Jedes. Jeder Absatz, jede Überschrift. Für Freunde schicker Optik ist das toll, denn man hat hier ganz viele Gestaltungsmöglichkeiten, z.B. Spalten. Wer einen Text einfach nur schreiben möchte (wie man das beim Bloggen gerne mal macht; die Älteren werden sich erinnern: WordPress war mal ein System um Blogs zu erstellen), der kotzt. Um das mal wenig damenhaft auszudrücken. Oder anders gesagt: Gutenberg nervt kolossal.

Das Ding war lange ein gut gehütetes Geheimnis, konnte dann als Beta-Version vorab begutenbergt, äh, begutachtet werden und war dann plötzlich da. Verpflichtend. Bindend. Friss, Vogel, oder stirb. Obwohl die Aufschreie nicht wenig waren, denn nicht nur wird der normale Schreibfluss damit unmöglich, viele Webseiten waren mit Gutenberg einfach kaputt, wenn das verwendete WordPress-Theme mit dem tollen Konzept nicht zurechtkam.

Aufruhr, Widerstand …

Es hagelte also mächtig Kritik, aber was schert es die deutsche Eiche (oder den auswärtigen Programmierer), wenn eine Wildsau sich an ihr reibt? Genau, gar nicht. Und genau deswegen haben sich inzwischen mehrere Plugin-Programmierer (die Ritter in strahlender Rüstung) gefunden, die Plugins entwickelt haben, um Gutenberg auszuknipsen und den guten alten Editor weiterhin benutzen zu können. Die Anzahl der Downloads spricht Bände: Das Plugin Classic Editor, das Gutenberg schlicht ausschaltet, wurde schon über 1 Million Mal installiert, Disable Gutenberg, das feinere Einstellungen erlaubt, z.B. für unterschiedliche Benutzerrollen oder Inhaltstypen, läuft auch schon auf über 100.000 Seiten.

Update auf WP 5 und die alte Seite ist nicht kaputt: so geht’s …

Ich habe beide Plugins in Benutzung, neige aber dazu, in Zukunft Disable Gutenberg den Vorzug zu geben, weil man dort einfach mehr Einstellungsmöglichkeiten hat, Es ist ja nicht alles schlecht an Gutenberg. Damit mir die Seiten beim Updaten aber nicht kaputt gehen, installiere und aktiviere ich Disable Gutenberg vor dem Update. Danach ist alles wie gehabt und jetzt kann, wer eine gute Backupstrategie hat, ein bisschen rumspielen. Vielleicht die Seiten umstellen auf Gutenberg und ungeahnte Gestaltungsmöglichkeiten entdecken.

Es lebe der freie Wille …